gedenkprojekt palzem nennig 1495

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Wir sind überglücklich über die schöne und würdevolle Gedenkfeier am 17. Mai 2025 in Nennig!
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten!

 


 

Programm

  • Musikstück des Gymnasiums Saarburg
  • Grußwort von Herrn Bürgermeister Uhlenbruch, Gemeinde Perl
  • Grußwort von Herr Andreas Schreiner, Schulleiter des Gymnasiums
  • Katrin Raabe, NS Familien Geschichte e.V.
  • George Crociati, LES ENFANTS DE JOUDREVILLE 
  • Verlesung biografischer Texte durch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Saarburg
  • Segnung der Tafel
  • Musikstück
  • Enthüllung der Gedenktafel

 


 

Dateien

 


 

Presseberichte

 


 

Fotos

Die Fotos zum Vergrößeren und Aufrufen der Bildunterschriften bitte anklicken!

Fotos der Tafeln und Blumen in Palzem und Nennig

Fotos: Katrin Raabe



Fotos der Veranstaltung

Fotos: Stefan Verholen
Vielen lieben Dank an die Patton-Foundation für die mediale Unterstützung der Veranstaltung!

 

 


 

Bericht Gedenkveranstaltung am 17. Mai 2025

Im September 1944 – kurz vor der Befreiung Luxemburgs – verhaftete die Gestapo Widerstandskämpfer:innen in Frankreich und Luxemburg und brachte sie über die Grenze nach Deutschland, wo sie auf den Friedhöfen von Palzem und Nennig ermordet wurden.
Am 17. Mai 2025 wurden auf den Friedhöfen in Palzem und Nennig Gedenktafeln eingeweiht, die an die Opfer erinnern.
In Palzem begegneten sich zu diesem Anlass am Vormittag zum ersten Mal persönlich Familienangehörige der Widerstandskämpfer aus Piennes mit Familienangehörigen eines maßgeblich Verantwortlichen für der Erschießungen. Beide legten Blumen an der Tafel nieder. Ortsvorsteher Matthias Sauerwein begrüßte alle Anwesenden im Namen der Gemeinde Palzem.

In Nennig fand die Einweihung der Tafel am Nachmittag im Rahmen einer öffentlichen Gedenkfeier statt. Die Gedenkfeier wurde vom Verein NS-Familien-Geschichte e.V. und dem Gymnasium Saarburg mit Unterstützung der Gemeinde Perl, dem Verein LES ENFANTS DE JOUDREVILLE aus Piennes und mit Finanzierung der Sparkassenstiftung Trier organisiert. Schüler des Gymnasiums Saarburg begleiteten die Feier musikalisch unter Leitung ihrer Lehrerin Erdmute Röder. Anne-Charlotte Tietze, eine ehemalige Schülerin der Schule, unterstützte als Übersetzerin.

Anwesend waren etwa 100 Gäste aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg, darunter die Familienangehörigen der Widerstandskämpfer aus Piennes. Auch viele Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft, Kirchen und Verbänden zeigten Präsenz. Der von der Patton-Foundation entsandte Rabbi Michael Shevack reiste für die Feier eigens aus Paris an.

Die Gäste wurden von Bürgermeister Ralf Uhlenbruch begrüßt. Er würdigte ganz besonders die Angehörigen: „Mein besonderer Gruß gilt heute den Angehörigen der hier ermordeten Widerstandskämpfer. Ihre Anwesenheit verleiht dieser Gedenkfeier eine tief persönliche und emotionale Note. Sie erinnern uns daran, dass jedes Schicksal eine Familie, ein Leben, eine Geschichte hatte – und dass dieses Gedenken mehr ist als ein Blick in die Vergangenheit: Es ist ein Akt der Verantwortung.“ Er gedachte den Menschen, die Haltung und Mut bewiesen und erinnerte daran, dass Freiheit, Demokratie und Menschenwürde keine Selbstverständlichkeiten seien, sondern geschützt und verteidigt werden müssen.

Ein zweites Grußwort wurde vom Schulleiter des Gymnasiums Saarburg Andreas Schreiner gesprochen, der das voraus gegangene Schulprojekt vorstellte: Schülerinnen und Schüler des Geschichtsleistungskurses hatten sich gemeinsam mit dem Verein NS-Familien-Geschichte e.V. und ihrem Lehrer Björn Juchem ein knappes Jahr mit den historischen Ereignissen beschäftigt. Sie werteten Ermittlungsakten aus, halfen bei der Konzipierung und Finanzierung der Gedenktafel, andere erstellten Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte. Andreas Schreiner bedankte sich außerdem bei der Sparkassenstiftung für die Finanzierung der Gedenkfeier.

Katrin Raabe vom Verein NS-Familien-Geschichte e.V. erzählte als Initiatorin des Projektes von ihrem ganz persönlichen Familienhintergrund: Ihr Großonkel Friedrich Schmidt war als Agent der Gestapo maßgeblich an den Erschießungen in Palzem und Nennig beteiligt. Sie betonte außerdem die bis heute spürbaren Nachwirkungen der NS-Zeit in den betroffenen Familien.

George Crociati vom französischen Verein LES ENFANTS DE JOUDREVILLE gedachte in seiner Rede den jungen Widerstandskämpfern. Er verwies auf die Grausamkeit der Taten, zu einem Zeitpunkt als der Krieg schon verloren war. Er stellte die Frage, was in den Köpfen der Mörder vorgegangen sein mag: War es Ausdruck menschlicher Niedertracht, ihres Fanatismus und ihres Glaubens an ihre Überlegenheit? Auch Crociati stellte einen Bezug zur heutigen Zeit her und warnte eindringlich vor einer Wiederholung des Faschismus, der so viele zivile und militärische Opfer gekostet hat. Er appellierte für die Zukunft: Zeigen Sie Toleranz, Intelligenz und Menschlichkeit!

Den Grußworten und Reden folgte eine Verlesung der Biografien: drei Schülerinnen und drei Schüler des Gymnasiums Saarburg verlasen gemeinsam mit ihrem Lehrer Björn Juchem deutsche und französische Texte zu den Menschen, derer auf den Gedenktafeln gedacht wird: Michael Bockler, Germaine Causier, geb. Ecolan, Georges Claudon, Emile Deiskes, Edmond Helck, Pierre Ponath, Günther Schumacher, Nicolas Weiwers, Henri Uguccioni und Marcel Voyat. Jeder Text wurde mit den Worten „Wir gedenken ...“ eingeleitet, die Lesung mit einer Schweigeminute abgeschlossen.
Zum Abschluss der Gedenkfeier sprach Pfarrer Janssen, der die Tafel nach der Enthüllung segnete. Die Einweihung der Tafel wurde mit der Niederlegung von zwei Blumengestecken durch den Verein LES ENFANTS DE JOUDREVILLE und des Comité du Souvenir Français du Pays de Longwy begleitet. Auch die Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit Blumen an der Gedenktafel abzulegen.

Die Gemeinde Perl lud im Anschluss zu einem Empfang vor dem Bürgerhaus ein - auf Französisch „verre d‘amitie“ („Glas der Freundschaft“). Viele Gäste nahmen diese schöne Gelegenheit wahr, um Gespräche zu führen und miteinander in Kontakt zu kommen.

 


 

Redebeiträge

Die französischen Übersetzungen, die von Anne-Charlotte Tietze gelesen wurden, sind hier zu finden.

Gedenkfeier Palzem

Foto: Gemeinde Perl

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Angehörige,
verehrte Ehrengäste,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht" (Zitat von Bertolt Brecht). Mit diesem sehr treffenden Zitat von Bertolt Brecht darf ich Sie zur heutigen Gedenkfeier begrüßen.
Wir haben uns heute hier auf dem Friedhof in Nennig, in der Gemeinde Perl, versammelt, um der Menschen zu gedenken, die im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime den höchsten Preis zahlten – ihr Leben. Sie waren Menschen mit Haltung, Mut und Gewissen. Sie stellten sich dem Unrecht entgegen und wurden dafür verfolgt, entrechtet und erschossen.
Mein besonderer Gruß gilt heute den Angehörigen der hier ermordeten Widerstandskämpfer. Ihre Anwesenheit verleiht dieser Gedenkfeier eine tief persönliche und emotionale Note. Sie erinnern uns daran, dass jedes Schicksal eine Familie, ein Leben, eine Geschichte hatte – und dass dieses Gedenken mehr ist als ein Blick in die Vergangenheit: Es ist ein Akt der Verantwortung.

Ich begrüße auch unsere Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft, Kirchen und Verbänden sehr herzlich und danke Ihnen für Ihre Teilnahme. Ihr Kommen ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls.
Ein besonderer Dank gilt dem Gymnasium Saarburg sowie dem Verein NS-Familien-Geschichte, die mit großem Engagement dieses Projekt mitgetragen und ermöglicht haben. Durch ihre historische Arbeit, ihre Recherchen und ihre Vermittlung an die junge Generation leisten sie einen unschätzbaren Beitrag zur Erinnerungskultur. Sie helfen uns, die Namen, die Geschichte und die Botschaft dieser Menschen lebendig zu halten.

Denn Gedenken bedeutet nicht nur Rückschau, sondern auch Verantwortung für Gegenwart und Zukunft. Die Widerstandkämpfer von damals mahnen uns heute: Freiheit, Menschenwürde und Demokratie sind nicht selbstverständlich. Sie müssen erkannt, geschützt und immer wieder neu verteidigt werden – gerade in einer Zeit, in der autoritäres Denken und Ausgrenzung erneut an Boden gewinnen. Blicken wir auf die aktuelle weltpolitische Lage, dann sollte uns bewusst sein, dass diese Verantwortung stetig steigt und wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen müssen, um der besonderen Verantwortung - hier im Dreiländereck, im Herzen Europas – gerecht zu werden und als gutes Beispiel vorangehen zu können. Heute leben wir jeden Tag den Europäischen Gedanken und zeigen, wie ein partnerschaftliches und freundschaftliches Miteinander funktionieren sollte.

Lassen wir diesen Ort ein Ort des Erinnerns und der Mahnung sein. Und lassen wir uns ermutigen, mit demselben Mut und derselben Menschlichkeit zu handeln, wie es die Menschen taten, derer wir heute gedenken.

Ich danke Ihnen allen für Ihre Anwesenheit und Ihre Bereitschaft, gemeinsam dieses Zeichen zu setzen: Gegen das Vergessen, Für das Erinnern.
Vielen Dank.

Gedenkfeier Palzem 1040074

Foto: Roland Laich

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Eltern und Gäste,

wir haben uns heute, wenig mehr als 80 Jahre nach dem Ende des schrecklichen Zweiten Weltkriegs, hier auf dem Friedhof in Nennig versammelt, um der grausamen Taten zu gedenken, die an dieser Stelle während der dunklen Zeiten des Nationalsozialismus begangen wurden.
Die Ermordung von acht Menschen – Marcel Voyat, Henri Uguccioni, Edmond Helck, Georges Claudon und Germaine Causier aus Frankreich sowie Emile Deiskes, Michael Bockler und Nicolas Weiwers aus Luxembourg – durch die Gestapo im September 1944 ist Teil unserer regionalen Geschichte.
Wir erinnern uns an diese Tat, denn sie stellt ein Mahnmal dar für die Werte, die wir heute nach den bitteren Erfahrungen des Dritten Reiches hochhalten: Freiheit, Gerechtigkeit und die Menschenwürde.
Es ist geradezu unsere Pflicht als Bürgerinnen und Bürger freiheitlich-demokratischer Staaten und der Europäischen Union, das Andenken an die genannten Männer zu bewahren und ihre (Familien-) Geschichten weiterzuerzählen.
Dies hat sich der Verein NS Familien-Geschichte e. V. aus Göttingen mit seiner Vorsitzenden, Frau Raabe, zur Aufgabe gemacht.

Als Schulleiter des Gymnasiums Saarburg möchte ich zudem das bemerkenswerte Engagement unserer Schülerinnen und Schüler hervorheben. In Zusammenarbeit mit dem Verein und unter Anleitung ihres Lehrers Herr Juchem haben sie sich im Rahmen eines Projektes im Leistungskurs Geschichte mit den Schicksalen der Opfer des Nationalsozialismus beschäftigt und diese ausführlich dokumentiert.
Eine Gruppe hatte den Auftrag, selbst Unterrichtsmaterialien zu diesem Thema zu erstellen. Sogar in den Sommerferien haben die Jugendlichen sehr viel Zeit investiert, um Akten aus dem Landesarchiv zu sichten, zu lesen und zusammen-zufassen und dann daraus Aufgaben für Gruppenarbeiten zu erstellen.
Eine weitere Gruppe war in Nennig unterwegs und bemühte sich angestrengt darum, Interviews zu führen, aber leider war niemand bereit, ein Interview vor der Kamera zu geben.
Einige Jungs waren zuständig für die Gedenktafel, die wir später noch enthüllen werden. Sie haben eine dafür geeignete Druckerei ausfindig gemacht und sich vor allem um die Förderung durch die Stiftung der Sparkasse Trier bemüht, für deren großzügige Unterstützung wir uns ganz herzlich bedanken.
Und schließlich gab es noch eine Gruppe, die sich um die Veröffentlichung in den sozialen Medien gekümmert hat.
Ein solches Projekt stellt einen bedeutenden Teil der Demokratieerziehung dar, die wir an unserer Schule bewusst hoch-halten.
Es ist inspirierend zu sehen, wie junge Menschen sich aktiv mit der Geschichte auseinandersetzen und Verantwortung übernehmen. Dieses Projekt trägt dazu bei, das Gedächtnis an die Opfer lebendig zu halten und die Bedeutung von Tole-ranz und Respekt in unserer Gesellschaft zu fördern. Denn wir müssen die Vergangenheit nicht nur verstehen, sondern letztlich auch Lehren daraus ziehen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

Die bessere Zukunft – das kann nur Europa, das kann nur die europäische Einheit sein.
Die Gründung der Europäischen Gemeinschaft Mitte des letzten Jahrhunderts war ein entscheidender Schritt, um Frieden und Stabilität in Europa zu sichern. Wir dürfen, und insbesondere ihr jungen Leute dürft niemals vergessen, dass der Frieden, den wir alle heute genießen, das Ergebnis harter Arbeit und des unermüdlichen Einsatzes vieler Menschen war und ist.
Die Werte, für die wir als Europäer einstehen, insbesondere Freiheit und Demokratie, müssen heute mehr denn je vertei-digt werden. Wir sehen gerade, dass in vielen Teilen der Welt, selbst im sogenannten "Westen" diese Werte bedroht sind.
Die aktuellen weltpolitischen Ereignisse erinnern uns daran, dass wir wachsam bleiben müssen. Der Hass und die Intoleranz, die einst zur Ermordung dieser acht Menschen führten, finden leider auch heute noch ihren Platz in unserer Gesellschaft. Es liegt an uns, diesen Tendenzen aktiv entgegen zu treten und für ein friedliches und respektvolles Miteinander zu streiten.

Lassen Sie uns deshalb heute nicht nur der Vergangenheit gedenken, sondern mit Blick auf die Zukunft handeln, um die Werte, die uns verbinden für kommende Generationen zu bewahren.
Vielen Dank!

Gedenkfeier Palzem 8480

Foto: Stefan Verholen

Vielen herzlichen Dank an Herrn Uhlenbruch und Herrn Schreiner für Ihre Reden.
Ich bin unglaublich glücklich, heute hier zu sein und es bedeutet mir sehr viel, dass dieses Projekt mit Unterstützung vieler Menschen zu Stande gekommen ist.
Ich freue ich mich sehr, dass heute so viele Menschen gekommen sind, um die Gedenktafel einzuweihen und den Erschießungen vor 80 Jahren zu gedenken.
Besonders freue ich mich über die Gäste aus Frankreich und Luxemburg. Es berührt mich sehr, dass Familienangehörige der ermordeten Widerstandkämpfer Edmont Helck und Henri Uguccionie hier sind. Vielen Dank, dass Sie hier sind. Großer Dank gilt George Crociati, der das ermöglicht hat.

Vor etwa 13 Jahren haben mein Partner Roland Laich und ich begonnen, meine Familiengeschichte zu erforschen. Kurz zuvor hatte ich erfahren, dass mein Großonkel Friedrich Schmidt in der NS Zeit in der Gestapo war. Ein Familiengeheimnis, das lange totgeschwiegen wurde.

Wie viele Menschen, die Recherchen durchführen, hatte ich zunächt die Hoffnung, dass er ein Mitläufer gewesen sein könnte. Jemand der am Schreibtisch saß. Jemand, der als Chauffeur gerarbeitet hat. Unsere Recherchen zeigten etwas anderes: Friedrich Schmidt war ein überzeugter Nazi. Im Sommer 1944 war er Leiter der Abteilung zur Verfolgung des luxemburgischen Widerstands. Friedrich Schmidt hat Menschen verhört, geschlagen und deportiert. Friedrich Schmidt hat Menschen für Exekutionen ausgewählt, zum Beispiel im Februar 1944 im Sonderlager Hinzert. Und Friedrich Schmidt war maßgeblich an den Erschießungen in Palzem und Nennig beteiligt. Er wurde für diese Taten zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde aber nie vollstreckt.

In der vergangenen Woche haben mehrere Zeitungen Artikel über NS-Täter in deutschen Familien veröffentlicht. Einige Deutsche stellen Nachforschungen an. Viele Deutsche wollen nicht wissen, was ihre Verwandten während der Nazizeit getan haben.

Viele sehen die NS-Zeit als historisches Ereignis an, das nichts mit ihrem Leben zu tun hat. Viele fordern, dass man einen Schlussstrich unter diese Zeit zieht und benutzen unsägliche Begriffe wie „Schuldkult“.

Wir stimmen dem nicht zu. Achtzig Jahre sind keine lange Zeit.
Viele Menschen haben diesen Krieg erlebt. Andere sind mit den Traumata ihrer Eltern aufgewachsen. Die Nazizeit hat ihr Leben beeinflusst. Für diese Menschen ist die Nazizeit kein historisches Ereignis. Es ist Teil ihres Lebens.

Was uns vor allem erschreckt: Es gibt in Europa und ganz besonders in Deutschland zu viele Menschen, die nichts aus der NS-Zeit gelernt haben, es gibt zu viele alte und neue Nazis, seit einigen Jahren sogar in den Parlamenten.

Nie wieder ist jetzt.

Als wir unsere Recherchen begonnen haben, hatte wir Angst. Wir hatten Angst vor Wut oder vielleicht sogar vor Hass. Wir haben immer das Gegenteil erlebt und wurden überall mit offenen Armen empfangen. Selbst in den Orten, in denen grauenhafte Verbrechen begangen wurden. Dafür möchte ich heute danke sagen. Danke an alle in Frankreich und Luxemburg, die uns Wertschätzung und Freundschaft entgegen gebracht und uns unterstützt haben.

Ich möchte mich bei sehr vielen Menschen bedanken. Ich beschränke mich aber auf die Menschen, die heute hier sind:

Ich bedanke mich bei Elias Anton von der Gemeinde Perl für die Organisation dieser Gedenkfeier.

Dank an Björn Juchem und die Schülerinnen und Schüler, die das Projekt ermöglicht haben.

Danke an den Verein LES ENFANTS DE JOUDREVILLE für den großartigen Austausch und die Unterstützung.

Danke an meine Familie: Meinen Partner Roland Laich, meine Cousine, meinen Sohn. Danke, dass ihr da seid.
Danke an alle, die diesen Weg mit uns gehen.

Gedenkfeier Palzem 8488

Foto: Stefan Verholen

Mesdames et messieurs les représentants des familles,
Mesdames et Messieurs les élus, Mesdames et messieurs les professeurs et élèves du Lycée de Saarburg;
Chers Katrin et Roland Mesdames, Messieurs,
Dans les villages de Palzem et Nennig, le 9 septembre 1944, Marcel Voyat, français, Henri Uguccioni, français, Edmond Helck, français, Germaine Causier, française, Georges Claudon, français, Mickael Bockler, luxembourgeois, Nicolas Weiwers, luxembourgeois, Emile Deickes, Luxembourgeois, ont été exécutés après avoir été emprisonnés, certainement torturés à la Villa Pauly, siège de la Gestapo à Luxembourg.

Cetta dame et ces hommes jeunes, de 16 à 38 ans, sont tombés lâchement dans ces 2 cimetières, abattus par des individus allemands. Ils avaient choisi de se battre soit pour la France, soit pour le Luxembourg, sans doute n'en n'avaient-ils même pas parlé avec leur propre famille. Comme beaucoup de jeunes, ils avaient choisi, le cœur empli d'espoir, d'aller libérer leur pays. Les alliés ont débarqués le 6 juin 1944, et les soldats américains étaient à Piennes, Joudreville, les 4 et 5 septembre, ils préparaient la bataille de Mairy-Mainville le 8 septembre. Les derniers soldats allemands, pourtant jeunes eux aussi, ont fait prisonniers les personnes dont nous évoquons la mémoire aujourd'hui les 4 et 5 septembre, alors que la guerre était perdue. Ils ont conduit les prisonniers à la Villa Pauly de Luxembourg, siège de la gestapo pour la région. Ils ont été maltraités, torturés puis conduit vers Palzem et Nennig pour y être abattus froidement et enterrés de telle manière que l'on ne puisse pas les identifiés. Les assassins avaient bien conscience de leurs actes monstrueux. 

Je me demande pourquoi, pourquoi une telle sauvagerie alors que la guerre était perdue. Que se passe-t-il dans la tête de ces meurtriers? Est-ce l'expression de la bassesse humaine, du fanatisme, de leur croyance en leur supériorité? Posons- nous la question : pourrions nous, nous aussi, agir d'une telle façon? Dans de nombreux pays européens montent aujourd'hui des idées, rejet de l'autre, de celui qui pense autrement, une sorte de nostalgie du bon temps 1923 à 1945, qui ont coûté tant de victimes militaires et civiles.

Nous pensions que la leçon avait été tirée de cette triste période, il semble que non. Je m'adresse aux personnes ici présentes, à la jeunesse, faites preuve de tolérance, d'intelligence, d'humanité, il faut que vive la flamme de l'espoir et de la paix, nous sommes voisins, parents, amis.

Je terminerai par crier un grand merci, applaudir Katrin et Roland qui se sont battus pendant 13 ans pour qu'existe cette cérémonie de commémoration. Ils resteront à jamais dans ma mémoire.


Liebe Angehörige, liebe Abgeordnete, liebe Lehrer und Schüler des Gymnasiums Saarburg,
liebe Katrin und Roland,
sehr geehrte Damen und Herren,
in den Dörfern Palzem und Nennig wurden am 9. September 1944 Marcel Voyat, Franzose, Henri Uguccioni, Franzose, Edmond Helck, Franzose, Germaine Causier, Französin, Georges Claudon, Franzose, Mickael Bockler, Luxemburger, Nicolas Weiwers, Luxemburger, Emile Deickes, Luxemburger, hingerichtet, nachdem sie in der Villa Pauly, dem Sitz der Gestapo in Luxemburg, inhaftiert und mit großer Wahrscheinlichkeit gefoltert worden waren.

Diese Frau und diese jungen Männer im Alter von 16 bis 38 Jahren fielen auf diesen beiden Friedhöfen und wurden von deutschen Personen feige erschossen. Sie hatten sich dafür entschieden,  für Frankreich und für Luxemburg zu kämpfen, und hatten wahrscheinlich nicht einmal mit ihrer eigenen Familie darüber gesprochen. Wie viele andere junge Menschen hatten sie sich mit hoffnungsvollem Herzen dafür entschieden, ihr Land zu befreien. Die Alliierten landeten am 6. Juni 1944 und die amerikanischen Soldaten waren am 4. und 5. September in Piennes und Joudreville und bereiteten sich auf die Schlacht von Mairy-Mainville am 8. September vor. Die letzten deutschen Soldaten, die ebenfalls jung waren, nahmen die Personen, an die wir heute erinnern, am 4. und 5. September gefangen, als der Krieg verloren war. Sie brachten die Gefangenen in die Villa Pauly in Luxemburg, den Sitz der Gestapo für die Region. Sie wurden misshandelt, gefoltert und dann nach Palzem und Nennig gebracht, wo sie kaltblütig erschossen und so vergraben wurden, dass man sie nicht identifizieren konnte. Die Mörder waren sich ihrer monströsen Taten sehr wohl bewusst.

Ich frage mich, warum, warum diese Brutalität, obwohl der Krieg verloren war. Was geht in den Köpfen dieser Mörder vor? Ist es ein Ausdruck menschlicher Niedertracht, von Fanatismus und dem Glauben an die eigene Überlegenheit? Stellen wir uns die Frage: Könnten wir auch so handeln? In vielen europäischen Ländern kommen heute Ideen auf, die den Anderen, den Andersdenkenden, ablehnen, eine Art Nostalgie nach den guten Zeiten von 1923 bis 1945, die so viele militärische und zivile Opfer gefordert haben.

Wir dachten, dass wir aus dieser traurigen Zeit unsere Lektion gelernt hätten, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Ich wende mich an die Anwesenden, an die Jugend: Zeigen Sie Toleranz, Intelligenz und Menschlichkeit. Die Flamme der Hoffnung und des Friedens muss weiterleben. Wir sind Nachbarn, Verwandte und Freunde.

Abschließend möchte ich ein großes Dankeschön ausrufen und Katrin und Roland applaudieren, die 13 Jahre lang dafür gekämpft haben, dass es diese Gedenkfeier gibt. Sie werden für immer in meinem Gedächtnis bleiben.

Gedenkfeier Palzem

Foto: Roland Laich

Wir gedenken Germaine Causier und George Claudon aus Frankreich.
Germaine Causier wurde 1902 in Dinan geboren. Sie lebte zuletzt mit ihrer Tochter Olga in Audun-le-Roman in Lothringen.Sie war Pächterin eines Sportcafs. Gemeinsam mit ihrer Tochter Olga schloss sie sich ézwei verschiedenen Widerstandgruppen an. Germaine war unter dem Psyeudonym „Eliane“ aktiv. Ihre Tochter unter dem Psyeudonym "Odile".
Georges Claudon war ein französischer Reserveoffizier. Er wurde 1883 in Pont--àMousson geboren. Sein letzter Wohnsitz war ebenfalls Audun-le-Roman.
Germaine Causier und George Claudon wurden in der Nacht auf den 5. oder 6. September 1944 von einer Einheit der Wehrmacht verhaftet. Vermutlich aufgrund eines Verrats. Olga konnte fliehen, da ihre Mutter die Tür öffnete und ihr Zeit verschaffte, sich zu verstecken.
Germaine Causier und George Claudon wurden am 9. September auf dem Friedhof in Nennig erschossen.
Ihre Leichen wurden nach Frankreich überführt und am 11. Januar 1946 in Audun-le-Roman beigesetzt.
Ihre Namen sind im Ehrenmal der Stadt eingraviert und eine Straße ehrt Germaine Causiers Andenken.

Wir gedenken Michael Bockler und Nicolas Weiwers aus Luxemburg.
Anfang September 1944 erwartete die Stadtbevölkerung von Dudelange bereits die Ankunft amerikanischer Truppen, als eine SS-Einheit erschien und in die Menge schoss. Sechs Menschen, darunter ein Kind, kamen ums Leben.
Sechs weitere Menschen wurden deportiert, darunter Michael Bockler und Nicolas Weiwers. Laut Ermittlungsakten warf man ihnen die „Plünderung” einer Wohnung vor.
Ihr Tod wurde vom Leiter der Gestapo Walter Runge ohne jedes Verfahren oder Urteil beschlossen.
Michael Bockler und Nicolas Weiwers wurden im September 1944 auf dem Friedhof in Nennig erschossen.

Wir gedenken Emile Deiskes aus Luxemburg.
Der luxemburgische Fabrikarbeiter Emile Deiskes wurde 1917 in Kayl geboren. Er wurde Anfang September 1944 durch den Bannführer Siegfried Hoffmann verhaftet, als er gemeinsam mit seinem Freund Nicolas Urbany Fahrräder vor den Deutschen in einer Werkstatt verstecken wollte.
Beim Verlassen der Werkstatt wurden beide von den Deutschen gestellt und durchsucht. Bei der Durchsuchung fand man bei Deiskes ein rot-weiß-blaues Bändchen, Patronen und eine Waffe.
Laut der Zeugenaussage Urbanyswurde Deiskes während der Verhaftung von Hoffman so misshandelt, dass er das Bewusstsein verlor.Emile Deiskes wurde am Abend des 9. Septembers auf dem Friedhof in Nennig erschossen. Seine Familie erfuhr erst Monate später von seinem Tod.

Wir gedenken Marcel Voyat, Henri Uguccioni und Edmond Helck aus Frankreich.
Am 4. September 1944 griffen französische Widerstandskämpfer der F.F.I. Gruppe „Cosson“ an einer Straßenkreuzung in der Nähe von Landres in Lothringen deutsche Soldaten an.
Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem drei Menschen getötet wurden. Marcel Voyat, Henri Uguccioni und Edmond Helck wurden verhaftet und in der Villa Pauly in Luxemburg (Stadt) verhört.
Vermutlich am 8. September 1944 wurden sie nach Palzem gebracht und dort erschossen. Edmond Helck war 16 Jahre alt.
Nach dem Krieg wurden die Leichen von Marcel Voyat, Henri Uguccioni und Edmond Helck nach Piennes überführt und dort unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Ihre Gräber befinden sich an der Gedenkstätte der Rsistance auf dem Friedhof in Piennes.

Wir gedenken Pierre Ponath aus Luxemburg.
Pierre Ponath war Mitglied der Resistenzorganisation Lëtzebuerger Fräiheetskämpfer. Am 23. August 1944 wurde er verhaftet und in das ehemalige Gendarmerie-Gefängnis nach Esch-sur-Alzette gebracht, verhört und geschlagen. Aus Angst, dem Druck weiterer Verhöre nicht standhalten zu können, erhängte sich Ponath am 26. August in seiner Zelle.
Sein Leichnam wurde von der Gestapo nach Nennig gebracht und dort auf dem Friedhof anonym begraben. Nach dem Krieg wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und in Esch feierlich beigesetzt.Pierre Ponath wurde posthum mit den Ehrentiteln „Gestorben für das Vaterland“ und „Widerstandskämpfer“ ausgezeichnet. Im Juni 2015 wurde in Esch ein Platz nach ihm benannt.

Wir gedenken Günther Schumacher aus Luxemburg.
Günther Schumacher war Mitglied der Differdinger Resistenzorganisation PI-MEN, für die er vor allem als Bote aktiv war. Er wurde am 3. August 1944 von der Gestapo verhaftet und bei einem Fluchtversuch kaltblütig erschossen.Auch die Leiche von Günther Schumacher wurde von der Gestapo nach Nennig gebracht und anonym begraben. Seine sterblichen Überreste wurden bis zum heutigen Tag nicht gefunden.

Zum Abschluss möchten wir mit einer Schweigeminute der Opfer gedenken.

Vielen Dank.

Die Biografien wurden gelesen von: Paul Altmeyer, Emely Benning, Jacob Brosette, Stefanie Fuhs, Rahel Greweldinger, Björn Juchem und Julian Steuer